Klimagerecht und sozialverträglich – Sanierung von geschütztem Wohnhaus in Zug
Wie setzt man eine denkmalgeschützte Wohnüberbauung aus den 1950er-Jahren klimagerecht und sozialverträglich in Stand? Diese Frage stellte sich die durch Pensimo geführte Anlagestiftung Turidomus bei drei kürzlich sanierten Wohnhäusern im Zuger Guthirtquartier. Zwar waren umfassende Erneuerungen nötig, dennoch konnten die Mieterinnen und Mieter bleiben. Das Architekturbüro Camponovo Baumgartner knüpfte mit Gestaltung und Materialisierung gekonnt an den Bestandsbau an und entwickelte ihn zeitgenössisch weiter – ein Gewinn für Denkmalpflege, Klimaschutz und Mieterschaft.
Text: Pensimo / Bilder: Anja Wille


Das Gebäude an der Bleichimattstrasse in Zug stammt aus dem Jahr 1956 und trägt die Handschrift des Zuger Architekten Godi Cordes, der seit der Gründung seines Büros 1949 zahlreiche zeittypische Bauten in der Stadt Zug realisierte. Der Name Cordes fällt seltener als diejenigen von Leo Hafner, Alfons Wiederkehr, Josef Stöckli, Fritz Stucky, Rudolf Meuli und Hanspeter Amman – dies, obwohl sein Werk kaum weniger umfangreich und prägend für die Zuger Architektur der 1950er- und 1960er-Jahre ist als dasjenige seiner renommierten Kollegen. Aus der Feder Cordes stammt beispielsweise die Schulanlage Guthirt (1953) oder das Manor-Haus am Zuger Bundesplatz (1960).
Mieterfreundlich saniert
Sowohl die Gebäudesubstanz als auch die Wohnungen der Mehrfamilienhäuser am Bleichimattweg waren sanierungsbedürftig und entsprachen nicht mehr den heutigen Bedürfnissen. Bäder, Küchen und Sanitärleitungen waren veraltet. Die unzureichende Dämmung verursachte einen grossen Bedarf an Heizenergie.
Die erforderliche bauliche Eingriffstiefe machte es nötig, dass die Bewohnerschaft ihre Wohnungen während der Sanierungsarbeiten verlässt. Pensimo bot allen Mieterinnen und Mietern, die in der Überbauung verbleiben wollten, eine entsprechende Ersatzwohnung in der Liegenschaft an. «Die Mieterschaft konnte in der Überbauung verbleiben und später wieder in die eigene Wohnung zurückkehren», erklärt Rosa Guyer, Bauherrenvertreterin und Projektleiterin bei Pensimo. Dies war möglich, da die Sanierungsarbeiten über knapp zwei Jahre etappiert wurden.
Klimagerecht ertüchtigt
Um die Klimabilanz im Betrieb markant zu verbessern, wurde das Gebäude neu gedämmt – an den Stirnseiten von aussen, an den Längsseiten aus Gründen des Denkmalschutzes von innen. Die bestehende Erdgasheizung wurde durch zwei Luftwärmepumpen ersetzt. Sämtliche Versorgungsleitungen wurde im Rahmen einer Strangsanierung ersetzt, was mit der Erneuerung sämtlicher Küchen und Bäder einherging.


Materialien und Bauteile, die in gutem Zustand waren, wie Lavabos, Einbauschränke oder Türen, wurden aufgefrischt und wo möglich wiederverwendet. Dieser Re-use von Materialien trägt wesentlich dazu bei, dass die sanierten Wohnungen räumlich und atmosphärisch an den Charakter des denkmalgeschützten Bestands anknüpfen und diesen zeitgenössisch weiterdenken. Denise Fries, verantwortliche Porfoliomanagerin bei Pensimo: «Die Wiederverwendung gut erhaltener Bauteile und Materialien reduziert die graue Energie, die bei Herstellung, Transport und Einbau jedes neuen Materials oder Bauteils anfällt, deutlich.»
Denkmalgerecht weitergebaut
Vorhandene Parkettböden wurden geschliffen und neu versiegelt, Wandbeläge ergänzt statt ersetzt, frische Anstriche aufgebracht. Für die 1950er-Jahre typischen Zimmertüren, deren Holzrahmen ein Profilglas umfasst, wurden aufgefrischt und wieder eingesetzt. Eher untypisch für eine denkmalgerechte Sanierung: Da sie noch in gutem Zustand waren, wurden die aus einer früheren Sanierung stammenden Kunststofffenster beibehalten – ein Entscheid im Rahmen der Interessensabwägung von Denkmalpflege und Klimaschutz. «Neue Fenster hätten die CO2-Bilanz der Sanierung deutlich verschlechtert», so Rosa Guyer.
Das Mehrfamilienhaus am Bleichimattweg 15-19 in Zug wurde 1956 in das zwischen Metallwarenfabrik – hier entstanden Emailwaren und Artikel für den Haushalt – und Verzinkerei liegende Arbeiterquartier eingefügt. Aus der Fusion der beiden Industriebetriebe ging 1979 die heutige V-Zug hervor.
Das Mehrfamilienhaus im Zuger Guthirtquartier stellt eine Weiterentwicklung der genossenschaftlichen Wohnbauarchitektur dar und ist gemäss kantonaler Denkmalpflege von bau- und sozialgeschichtlichem Wert. Mit der kürzlich fertiggestellten Sanierung schreibt das Architekturbüro Camponovo Baumgartner die Geschichte des Baus nun gekonnt fort und passt die Bauwerke an die aktuellen energetischen und wohnräumlichen Erfordernisse und Bedürfnisse an.
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